Biografie

Michael Haneke 

Michael Haneke, geboren am 23. März 1942, ist der Sohn des deutschen Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke und der österreichischen Schauspielerin Beatrix von Degenschild. Er wuchs in Wiener Neustadt auf. 

Er studierte Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaft in Wien und versuchte sich als Autor sowie als Film- und Literaturkritiker, bevor er 1967 bis 1971 als Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk (ARD) in Baden-Baden arbeitete. 1974 entstand sein erster Fernsehfilm, gefolgt von TV-Filmen nach Vorlagen von Ingeborg Bachmann, Peter Rosei und Franz Kafka sowie eigenen Drehbüchern.
 
Anfang der 1970er Jahre debütierte Haneke als Bühnenregisseur am Stadttheater Baden-Baden mit Ganze Tage in den Bäumen von Marguerite Duras. Es folgten Theaterinszenierungen in Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, München und Wien, sowie – in späteren Jahrzehnten – zwei gefeierte Opernproduktionen in Paris und Madrid.
 
1989 veröffentlichte er beim Festival de Cannes seinen ersten Kinofilm. Der siebente Kontinent, die Geschichte einer österreichischen Mittelstands-Familie und ihrer Selbstauslöschung, war der Auftakt zu einer Trilogie, die den Regisseur bis Mitte der 1990er Jahre international bekannt machte. Auch der folgende Film, Funny Games (1997) wurde in Cannes präsentiert, als erster österreichischer Wettbewerbsbeitrag seit 35 Jahren.
 
Michael Haneke ist bekannt für seinen genauen, unsentimentalen Blick auf die zeitgenössische Gesellschaft, für seine Schauspielerführung und für seine kompromisslosen, zum Teil auch verstörenden Erzählkonstruktionen. Im Verbund mit der stetigen Erweiterung seines thematischen und stilistischen Spektrums machten ihn diese Eigenschaften ab dem Jahr 2000 zu einer führenden Persönlichkeit des Weltkinos.
 
Sein siebenter Kinofilm Die Klavierspielerin (nach Elfriede Jelineks gleichnamigem Roman) erhielt 2001 beim Festival de Cannes den Großen Preis der Jury sowie Auszeichnungen für die besten Hauptdarsteller (Isabelle Huppert und Benoit Magimel), gefolgt vom Preis als bester Regisseur für Caché (2005).

Der historische Schwarzweiß-Spielfilm Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (2009) und das Drama Amour (2012) mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva wurden jeweils mit der "Goldenen Palme" sowie mit dem "Europäischen Filmpreis" gewürdigt, Amour überdies auch mit dem Golden Globe und dem Oscar.
 
Seit 2002 unterrichtet Haneke an der Wiener Filmakademie Regie. Er ist Ehrendoktor der Universität Paris VIII (2012) und der theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz (2013).
 
Er ist Vater eines Sohnes und seit 1983 mit seiner Frau Susanne verheiratet.

Werk-Chronologie

Filme
2017: Happy End
2012: Liebe / Amour  
2009: Das weiße Band

2007: Funny Games U.S.
2005: Caché
2003: Wolfzeit / Le Temps du loup

2001: Die Klavierspielerin / La Pianiste  

2000: Code inconnu
1997: Funny Games
1997: Das Schloß (TV, Kino)
1995: Lumière et Compagnie
1994: 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls
1993: Die Rebellion (TV)
1992: Benny's Video
1991: Nachruf für einen Mörder (TV)
1989: Der siebente Kontinent
1985: Fraulein (TV)
1984: Wer war Edgar Allan? (TV)
1983: Variation (TV)
1979: Lemminge (TV, zwei Teile)
1976: Drei Wege zum See (TV)
1975: Sperrmüll (TV)
1974:  ...und was kommt danach? (After Liverpool) (TV)
 
Mitarbeit an weiteren Filmen
1995: Der Kopf des Mohren (Drehbuch)
1993: Tatort: Kesseltreiben (Drehbuch, unter dem Pseudonym Richard Binder)
1985: Schmutz (Dialoge)
 
Bühneninszenierungen (Auswahl)
2013: Cosí fan tutte (Mozart / Da Ponte), Teatro Real, Madrid
2006: Don Giovanni (Mozart / Da Ponte), Opéra National de Paris
1988: Das Abendmahl (Peter Sichrovsky), Burgtheater, Wien
1987: Quartett (Heiner Müller), Theater am Turm, Frankfurt am Main
1986: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Edward Albee), Schloßparktheater, Berlin
1980: Nacht der Tribaden (Per Olov Enquist), Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
1974: Maria Magdalena (Friedrich Hebbel), Theater Baden-Baden
 
Haneke inszenierte zudem Stücke u.a. von Ferdinand Bruckner, Johann Wolfgang Goethe, August Strindberg, Carl Sternheim und an Bühnen in Darmstadt, Düsseldorf, Stuttgart sowie am Bayerischen Staatsschauspiel in München.

Auszeichnungen (Auswahl)

Deutscher Regiepreis Metropolis für das Lebenswerk, 2015
 
Sonning-Preis (Preis der Universität Kopenhagen für Leistungen in der europäischen Kultur), 2014 
 
Prinz-von-Asturien-Preis ("Spanischer Nobelpreis" in der Sparte Künste), 2013
 
Für Amour: Goldene Palme (Festival de Cannes, 2012); Europäischer Filmpreis ("Bester Film", "Beste Regie"); Academy Award ("Bester nicht englischsprachiger Film", 2013); César ("Bester Film", "Beste Regie", "Bestes Original-Drehbuch", 2013); Britischer Filmpreis (BAFTA, 2013); Golden Globe ("Bester fremdsprachiger Film", 2013)
 
Ritterorden der französischen Ehrenlegion, 2012
 
Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2012
 
Ordre des Arts et des Lettres, 2010
 
Für Das weiße Band: Goldene Palme (Festival de Cannes, 2009); Europäischer Filmpreis ("Bester Film", "Beste Regie", "Bestes Drehbuch", 2009); Internationaler kirchlicher Filmpreis "Signis" (2010)
 
Für Caché: Preis für die beste Regie (Festival de Cannes, 2005); Europäischer Filmpreis ("Beste Regie", "FIPRESCI-Preis", 2005)
 
Für Die Klavierspielerin: Großer Preis der Jury (Festival de Cannes, 2001); Deutscher Filmpreis ("Bester ausländischer Film", 2002)
 
Konrad-Wolf-Preis, Akademie der Künste Berlin, 1998
 
Für 71 Fragmente: Goldener Hugo (Bester Film, Chicago International Film Festival, 1994)
 
Für Benny's Video: Wiener Filmpreis (1992); Europäischer Filmpreis ("FIPRESCI-Preis", 1993)
 
Österreichischer Würdigungspreis für Filmkunst, 1990
 
Für Der siebente Kontinent: Bronzener Leopard (Locarno Film Festival, 1989)