Objekte

V 001

Start, 1917
Dreistrophiges programmatisches Gedicht Vertovs, in dem der Abschied von der traditionellen Wochenschau der französischen Firmen Pathé und Gaumont euphorisch verkündet wird. Das herkömmliche Kino müsse gewaltsam gesprengt werden, um einem neuen Kino und einem neuen Sehen Platz zu machen, das mit der wissenschaftlichen Revolution eines Newton und Pavlov verglichen wird.
Klassifikation: Manuskript/Typoskript
Typ: Gedicht
Andere Publikationen:
Deutsche und englische Übersetzung und Faksimilierung im Katalog "Die Vertov-Sammlung im ÖFM". Deutsche Übersetzung v. Alexandra Gramatke in: Tode / Gramatke 2000, S. 200; Englische Übersetzung v. Yuri Tsivian für die Sacile-Ausstellung; Übersetzung und Faksimilie abgedruckt und kommentiert in: Tsivian 2004, S. 35. In Peter Konlechners Film "Dziga Vertov" (1974) liest Svilova das Gedicht vor.
Datierung: 1917 (?), eher nach 1922
Trägermaterial: Papier maschinenschriftlich
Original / Reproduktion: Original
Kommentare: Auch die typografische Gestaltung der Verszeilen markiert den Umsturz: Sie erfolgt in jener Treppenform, die Vladimir Majakovskij für die russische Revolutionslyrik geprägt hat. Eine weitere Besonderheit des Gedichts liegt darin, dass es das Pseudonym Dziga Vertov vielleicht zum ersten Mal nachweist, ebenso wie das "Laboratoriums des Gehörs"; und dass beides auf 1917 datiert wird (handschriftlich durch Svilova in der Rechten oberen Ecke bestätigt). Für die Datierung auf 1917 spricht auch, das in Vertov in seinem Text "Künstlerische Visitenkarte" (abgedruckt im Katalog "Die Vertov-Sammlung im ÖFM", S. 82) das Gedicht selbst vor seine "Kinonedelja"-Arbeiten von 1918 setzt. In diesem Fall wäre das Gedicht noch vor den berühmten Manifesten Vertovs My. Variant Manifesta [Wir. Variante eines Manifests] (1922) und Kinoki. Perevorot [Kinoki. Umsturz] (1932) entstanden. Yuri Tsivian hält das unterhalb der Überschrift angebrachte "1917" für einen Teil des Titels und plädiert aufgrund der Programmatik für eine Datierung nach 1922. Aleksandr Derjabin würde das Dokument in seiner endgültigen Form überhaupt erst auf die 2. Hälfte der 1940er Jahre datieren, eine Zeit, in der Vertov auf seine Karriere zurückblickt.
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